Törn Hannover – Mittelmeer, 4. Tag

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Aug 252011
 

Am Donnerstag, den 25. August 2011 verließen wir frühmorgens wieder den Duisburger Innenhafen, ohne das dort reichliche Angebot an Szene-Kneipen, Museen, Discotheken und Restaurants wahrgenommen zu haben. Wir frühstückten während der Fahrt an Bord.

Duisburg Innenhafen Panorama

Duisburg Innenhafen Panorama
Quelle: AlterVista 2005, GFDL-Lizenz

Wieder auf dem Rhein hatten wir immer noch den Industrie-Anblick und wandelten das bekannte Lied um zu „Warum ist es am Rhein so häßlich?“.

Rhein Industrie

Rhein Industrie

Strom aufwärts auf dem Rhein zu fahren, hat für viele Skipper wohl seinen Schrecken, wie aus einschlägigen Segler-Foren herauszulesen ist. Manche suchen dafür gar eine Schlepp-Möglichkeit. Ich hatte die Strecke schon mal vor Jahrzehnten mit einem 31-Fuß Segelboot und 18 PS Diesel-Innenborder im März gemacht, wenn die Strömungsgeschwindigkeit nach der Schneeschmelze sogar noch höher ist. Gewiß, man sieht morgens den Kölner Dom und mittags sieht man ihn immer noch, ohne nun endlich Köln passiert zu haben.

Mit dem 50 PS Diesel der „Topperdiek“ sollte es kein Problem sein, zumal es jetzt Ende August war. Für den nur Seestraßen gewohnten Skipper gibt es neben dem hohen Verkehrsaufkommen an Schiffen aber noch eine kleine Besonderheit zu

Rhein Verkehr

Rhein Verkehr

beachten: Die Binnenschiffer klappen unversehens eine blaue Tafel am Steuerhaus um und fahren dann auf der verkehrten Seite, nachts ist es ein blaues Blinklicht. Da kann man dann schnell ins Schwitzen kommen…

Man fährt als Kleinschiff ja tunlichst immer am Fahrwasser-Rand, sollte den Buhnen-Köpfen aber nicht zu nahe kommen, da die dort auftretenden Strudel nicht zu unterschätzen sind. Obwohl ich zwar keine blaue Tafel habe, so wurde beim „Falschfahren“ doch kräftig mitgemischt, um die Flußkurven abzukürzen. Das ist nicht ganz ungefährlich, da ja das Fahrwasser gequert muß und das dauert bei der Strömungsgeschwindigkeit des Rheins erheblich länger. Die Binnenschiffe haben auch erheblich mehr PS als ein kleines Segelboot und sind schneller da, als man vermutet, vor allem wenn sie zu Tal fahren.

Rhein Strömung

Rhein Strömung

Mit etwas Erfahrung und Fingerspitzengefühl ist es daher auch für ein untermotorisiertes Segelboot bei Beachtung einiger Grundregeln kein Problem, den Rhein flußaufwärts zu befahren, wenn es denn eine Meile schneller sein kann als die Stromgeschwindigkeit.

Ich hatte die meiste Zeit den Autopilot an und so eiert man sehr viel weniger rum, als wenn von Hand gesteuert werden muß. Meist waren die Brücken auch so hoch, daß sie den Fluxgate nicht beeinflußten.

 

Rhein OpenCPN

Rhein OpenCPN

Eine große Hilfe ist der Laptop-Plotter und man sieht in dem Beispiel-Bild, wo der Laptop auf dem Cockpit-Tisch stand (wie die meiste Zeit bei gutem Wetter), daß er zum Einen gut ablesbar ist und man zum Anderen beim Nachstellen des AP-Kurses in Kurven faul wird.
Man kann unsere Kurslinie erkennen und auch das sich auf dem Bildschirm spiegelnde Steuerrad. Mac Computer haben nun mal leider spiegelnde Bildschirme. Die Übertragung der Koordinaten-Daten zur Darstellung des eigenen Schiffs in der Bildschirm-Mitte erfolgt mit einer Bluetooth GPS-Maus.

 

Gegen Mittag beobachteten wir eine Übung der Wasserschutz-Polizei. Ein WaPo-Mann mußte vom Boot eine Strickleiter entern, die unter einer Brücke herunter hing, und er verschwand dann in einer Tür in einem Kanal unter der Brücke. Bei unserer langsamen Fahrt gegen Strom blieb genügend Zeit, den Vorgang komplett zu bewundern.

Rhein Übung 2

Rhein Übung 2

Rhein Übung 1

Rhein Übung 1

Unsere eigene Übung bestand nun darin, gegen Abend einen Platz zum Übernachten zu finden, und das sah schlecht aus. Auf dem Rhein kann man nunmal nicht wie auf dem Kanal an der Spundwand festmachen und es gibt nicht viele Yachthäfen. Viele Binnenschiffer werfen jedoch abends den Anker, weil sie nicht genügend Personal haben, um durchzufahren. So fragten wir also einfach einen Binnenschiffer, der gerade am Ankern war, ob wir bei ihm längsseits gehen konnten. Er hatte nichts dagegen und riet uns noch, zur Uferseite hin bei ihm festzumachen, so wären wir vor dem nächtlichen Verkehr geschützt.

Rhein Liegeplatz

Rhein Liegeplatz

Rhein Binnenschiffmotor

Rhein Binnenschiffmotor

 

 

 

 

 

 

Ohne daß wir fragten, kam der Schiffer mit einer Kabelrolle an und legte uns Strom. Sein Strom-Aggregat würde zwar spät abends abgestellt, meinte er, und wir müßten morgens früh aufstehen, da er dann weiterfahren wolle. Dann wurde uns noch das Schiff gezeigt und festgestellt, daß unser Bootsmotor doch wohl kleiner ist…

Wir waren jetzt auf dem Rhein bis irgendwo zwischen den Orten Zons und Baumberg gekommen. Da ich kein Binnensegler bin, habe ich mir den Rhein-Kilometer nicht gemerkt. Unsere Koordinaten waren jetzt 51° 7′ 26,4″ N und 6° 51′ 28,8″ O.

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