Dez 282011
 

Ohne Internet geht heutzutage nichts mehr. Nachdem man problemlos mobil mit dem Smartphone auch im Auto Internet-Anschluß hat, geht das begrenzt so auch auf dem Boot. Zumindest in Deutschland in Küstennähe kann man das realisieren und wenn man das Smartphone mit dem Computer verbindet, geht Internet auch auf dem Computer. Ist kein Handy mit Internet an Bord, kann man auch einen entsprechenden Stick für den Computer kaufen.

Ist man jedoch mit dem Boot im Ausland, dann sieht es schon anders aus. Auf See hingegen, außerhalb der Reichweite der Funknetze, gibt es jedoch nichts. Die bisherigen Angebote über die verschiedenen Satelliten-Dienste wie z.B. Inmarsat und andere sind zu teuer und bieten nur eine sehr geringe Bandbreite, die gerade mal für E-Mail reicht, aber ohne E-Mail Anhänge wie Bilder usw.

Hat man das Boot sogar außerhalb der EU liegen, so wie ich, dann fällt auch Internet über 3G bzw. UMTS flach. Es gibt jedoch fast überall WiFi, also Access-Points in Marinas, Hotels, Restaurants usw., die wie in Tunesien sogar kostenlos sind. Ein Laptop mit eingebautem WLAN könnte also sofort genutzt werden, wenn das Signal stark genug wäre. Das ist es aber nicht, wie viele mit einem WLAN-Router zu Hause wissen. Das reicht gerade mal so, um in den eigenen Vierwänden drahtlos mit dem Laptop Internet zu machen.

WiFi-Bullet2HP

WiFi-Bullet2HP

Da die Entfernungen im Hafen größer sind, braucht man also auf jeden Fall irgendeinen Verstärker, wenn man nicht mit dem Computer zum Access-Point oder auch Hot-Spot gennanten Sender laufen will. Es handelt sich übrigens um eine bidirektionale Verbindung, also Senden und Empfangen, und nicht wie beim Dampf-Radio nur um Empfang.

Nach langer Suche in den einschlägigen Foren habe ich mich für ein Ubiquiti Bullet2HP als Verstärker entschieden. Das ist praktisch eine aktive Antenne bestehend aus einem Router und wie ich es kaufte, zunächst mit einer aufgeschraubten Rundstrahlantenne. Dieser Router kann über einen beliebigen Browser konfiguriert werden. Auf dem Bild sind auch die LEDs an der Bullet zu sehen, die einmal Stromversorgung-Ein signalisieren und zum anderen die Signalstärke. Nicht zu sehen ist der Ethernet-Kabel Ausgang unten an der Bullet, das über ein Strom-Einspeisungsteil (PoE, Power over Ethernet) an den Computer führt.

WiFi-PoE

WiFi-PoE

Die Bullet ist ja eine aktive Antenne, die Strom braucht, der über dieses Teil zugeführt wird. Das Ethernet-Kabel läuft also von der Bullet, die ich am Besan mit einem Antennenhalter in etwa 2,5 Meter Höhe angeschraubt habe, an den PoE, der im Motorraum sitzt, und von da ein Ethernet-Kabel weiter zum Computer. Am Rundstecker des PoE wird 12 Volt Batteriespannung angeschlossen.

Da ein Kabel am Laptop immer hinderlich ist und die anderen Geräte wie iPad und iPhones nur Internet-Anschluß hatten, wenn der Laptop lief, wurde später das Ethernet-Kabel vom PoE an einen alten WLAN-Router angeschlossen. Den hatte ich noch liegen und der hatte ebenfalls eine 12 Volt Stromversorgung. Da jetzt zwei Router im Netzwerk sind, muß man darauf achten, daß nur ein Router das DHCP konfiguriert hat. Sonst gibt es Konfikte mit der Zuweisung der IP-Adressen im Netzwerk.

WiFi-Rundstrahlantenne

WiFi-Rundstrahlantenne

WiFi-Sektorantenne

WiFi-Sektorantenne

Später habe ich dann noch gelernt, daß eine Rundstrahlantenne zwar eine gute horizontale Rundum-Charakteristik hat bei geringer Verstärkung, aber horizontal nur einen kleinen Winkel. Gibt es also einen größeren Höhenunterschied zwischen meiner Antenne und dem Hot-Spot, dann ist der Empfang schlecht. Ich habe mir daher noch eine Sektorantenne besorgt, die man anstelle des Rundstrahlers aufschrauben kann. Dann muß man aber die Antenne in etwa in die Richtung des Hot-Spots ausrichten. Die beiden Grafiken zeigen den Unterschied zwischen diesen Antennentypen. Die andere Möglichkeit wäre gewesen, den Rundstrahler am Fall jeweils auf die richtige Höhe zu ziehen, aber ich hatte die Bullet bereits fest am Besan installiert. Die Länge des Ethernet-Kabels spielt übrigens keinerlei Rolle, da der Verstärker (die Bullet) ja direkt an der Antenne angeschraubt ist.

Da die Ubiquiti Bullet recht universell einsetzbar ist, hat die Konfigurationssoftware eine Unmenge an Einstellungen, die einen mit Netzwerk-Technik nicht versierten Anwender schnell überfordern können. Ich versuche daher, einen Einstieg zu geben und muß dazu zunächst einige Begriffe erläutern:

IP-Adresse (Internet-Protokoll-Adresse) ist der aus Zahlen bestehende „Name“ eines Geräts im Netzwerk, der nur einmal im Netz vorkommen darf. Man unterscheidet öffentliche Adressen und private Adresse. Der private Adressbereich beginnt z.B. mit 192.168.x.x und wird nicht im öffentlichen Internet geführt, ist also z.B. für Heimnetze vorgesehen. Die Ubiquiti Bullet hat werksseitig die IP-Adresse 192.168.10.20, die allerdings auch geändert werden kann. Läßt man diese IP-Adresse, dann müssen alle anderen Geräte auf dem Boot auch mit 192.168.10. beginnen und die letzte Zahl darf dann nicht 1, 255 oder 20 sein. Wird also ein Computer direkt mit dem Ethernet LAN Kabel angeschlossen, kann er z.B. in den Netzwerk-Einstellungen seines Betriebssystems die feste IP-Adresse 192.168.10.21 zugewiesen bekommen. Dieser Computer wie alle anderen Geräte im Netzwerk auch bekommt die zudem die Netzwerk-Maske 255.255.255.0. Einfach ausgedrückt, bedeutet das, daß 192.168.10. das Netz ist und die 0 im Bereich von 1 bis 254 für die einzelnen Geräte in diesem Netz verwendet werden kann, wobei keine Zahl doppelt vergeben werden darf.

Mit DHCP (Dynamic Host Configuration Protocol) kann ein Router im Netz auch die IP-Adressen im Netz selbsttätig an die Geräte vergeben und nimmt einem so die Arbeit ab.

Ein AP (Access Point oder Hot-Spot) ist die Basisstation, mit der wir die Bullet zum Internet-Empfang verbinden wollen. Diese Basisstation hat eine SSID (Service Set Identifier) mit einem Klartext-Namen, der für uns sichtbar ist, als auch eine IP-Adresse. Der AP kann mit einem Paßwort gesichert sein, daß man braucht, um sich mit ihm zu verbinden, oder, wie in Tunesien oft anzutreffen, gibt es auch ungesicherte AP.

Bullet-Login

Bullet-Login

Ist die Bullet mit dem Computer verkabelt und ist dem Computer die IP-Adresse zugewiesen worden wie oben, kann man sich über den Browser (IE, Firefox, Safari etc.) mit der Bullet verbinden, in dem man in der Adresszeile des Browsers http://192.168.10.20 eingibt. Sodann sollte das Login erscheinen, wo als Benutzername und als Paßwort jeweils ubnt einzugeben ist. Dann auf den Login Button klicken oder Enter-Taste. Erscheint der Login nicht, dann hat entweder die Bullet keine Stromversorgung, der Ethernet Kabelanschluß ist fehlerhaft oder die Netzwerkeinstellungen des Computers stimmen nicht. Dies alles unter der Voraussetzung, daß die werksseitige IP-Adresse der Bullet noch stimmt.

Bullet-Main

Bullet-Main

Mit einem Terminal-Programm kann man das auch überprüfen, wenn man den Befehl „ping 192.168.10.20“ (ohne Hochkomma) eingibt und eine Antwort erhält.

Mit dem Login kommt man üblicherweise zur Lasche Main des Konfigurationsprogramms und nun kann es los gehen.

Zunächst gehen wir zum Reiter Network und machen dort die Änderungen wie im Bild.

Bullet-Network

Bullet-Network

Nach Klick auf den Change Button erscheint oben ein Hinweis zur Übernahme. Wir klicken aber erst dann auf „Apply“, wenn auch die anderen Änderungen unter den anderen Reitern gemacht sind. Mit „Apply“ wird nämlich die neue Konfiguration zur Bullet gesendet und dort gespeichert.

Bullet-Sichern

Bullet-Sichern

Bullet-Advanced

Bullet-Advanced

 

 

Unter dem Reiter „Advanced“ werden diese Einstellungen gemacht bzw. überprüft und dann wieder der Button „Change“ gedrückt.

Bullet-Wireless

Bullet-Wireless

Nun gehen wir noch zum Reiter „Wireless“ und machen dort diese Einstellungen und drücken schließlich oben auf „Apply“.

Mit dem Button „Select“ in der zweiten Zeile von oben können wir nach Abschluß der Konfigurationsübertragung ein Fenster mit den APs in der Nähe öffnen. Hier wird der AP mit der niedrigsten Signal-Zahl gewählt. Da es ja Minus-Werte sind, entspricht die niedrigste Signal-Zahl der höchsten Signal-Stärke. Nach Drücken von „Select“ in diesem Fenster und Drücken von „Change“ im „Wireless“ Reiter-Fenster klicken wir wieder auf „Apply“. Der gewählte AP sollte nun unter dem Reiter „Main“ erscheinen, wenn es ein freier AP war.

WiFi-Schema

WiFi-Schema

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